Sado - Die japanische Teezeremonie

 

Seit Herbst 2008 betreiben Nobuko und ich Sado, die japanische Teezeremonie. Wir lernen in einem Dojo der Urasenke-Schule. Sado wird oft auch als Chanoyu, was etwa heißes Teewasser bedeutet, oder Chado bezeichnet, welches eine andere Lesung der Kanji darstellt.

Grundsätzlich geht es nur darum, daß der Gastgeber mit offenem Herzen eine Schale Tee für einen Gast bereitet, die dieser an Dankbarkeit annimmt.

Daraus hat sich ein Lebensweg gebildet, der sich der Kultivierung des menschlichen Geistes für ein harmonisches Zusammenleben widmet. Wird eine Schale Tee im Einklang mit den Regeln der Teezeremonie angeboten, verbinden sich alle Aspekte von Religion, Moral, Moral, Ästhetik, Philosophie, Disziplin und sozialen Beziehungen zu einer einzigartigen kulturellen Synthese in hoher Vollendung.

Das klingt sehr hochtrabend, aber man dies auch nur erleben und kaum mit Worten beschreiben. Es herrscht eine irgendwie heilige Atmosphäre bei eine Teezermonie, die den Alltag komplett vergessen läßt. In alten Zeiten war Sado eine reine Männerdomäne, und nach der Vollendung der heutigen Zeremonie durch Sen no Rikyu haben sich fast alle Größen der japanischen Geschichte auch mit Sado beschäftigt. Heute jedoch wird Chanoyu fast ausschließlich von Frauen betrieben, und fundierte Kenntnisse gehören für Damen zum guten Ton.

Bmerkenswert ist sicherlich auch die Verwendung von natürlichen, recht schmucklosen Gegenständen sowie kleiner Pavillons, aus Holz und Lhem gebaut, zum Durchführen der Teezeremonie, heute als wabi sabi bekannt. Dadurch soll der Geist ohne Ablenkung zu Einkehr und innere Ruhe finden können. Die starke Verbindung zum Zen-Buddhismus wird hier offensichtlich.

Sen no Rikyū legte für den Sadō vier Prinzipien fest:
Wa (Harmonie), Kei (Respekt), Sei (Reinheit) und Jaku (Ruhe).

和 (Wa) bedeutet Harmonie. Während der Chanoyu herrscht ein harmonisches Gefühl zwischen Gast und Gastgeber. Die angerichteten Speisen und verwendeten Teeutensilien sind harmonisch aufeinander abgestimmt, der wechselnde Rhythmus der Jahreszeiten und die Empfindung des Menschen mit sich und der Natur durchdringen den Teeweg. Diese Harmonie führt zu einem Einklang mit der Natur und dem Verständnis der Vergänglichkeit allen Seins.

敬 (Kei) heißt Hochachtung, Ehrfurcht und Respekt zwischen den Menschen und allen Dingen, das aus einem natürlichen Dankbarkeitsgefühl heraus entsteht. Respekt gilt nicht nur den Menschen, sondern auch der sorgfältigen Handhabung der Teegeräte. Rücksichtnahme der Gäste untereinander und die Gastfreundlichkeit des Gastgebers erleichtern auch Laien den Zugang zum Sadō.

清 (Sei) meint die Reinheit, Sauberkeit und Ordnung der Dinge und des Herzens. Bevor die Gäste den Teeraum betreten, reinigt der Teemeister die Teeutensilien – wobei seine Aufmerksamkeit ausschließlich dem Akt des Reinigens gilt – und gleichzeitig sein Herz und seinen Geist. Die Gäste waschen sich vor dem Chanoyu die Hände und spülen den Mund an einem niedrigen Steinwasserbecken, das sich vor dem Teehaus befindet, um sich vom „Staub des Alltags“ zu befreien.

寂 (Jaku) bedeutet Stille. Hierbei ist aber nicht nur das Fehlen äußerer Geräusche gemeint, sondern die innere Einkehr und deren Ausstrahlung in die Gemeinschaft. Achtsamkeit und Gelassenheit entstehen durch die kontinuierliche Ausübung von Wa, Kei und Sei.

Häufig wird folgende Anekdote zur Erklärung des Wesens des Teeweges genannt:
Ein Schüler Rikyūs fragte einst folgendes: „Was genau sind die wichtigsten Dinge, die bei einer Teezusammenkunft verstanden und beachtet werden müssen?“

„Bereite eine köstliche Schale Tee; lege die Holzkohle so, dass sie das Wasser erhitzt; ordne die Blumen so, wie sie auf dem Feld wachsen; im Sommer rufe ein Gefühl von Kühle, im Winter warme Geborgenheit hervor; bereite alles rechtzeitig vor; stelle dich auf Regen ein, und schenke denen, mit denen du dich zusammenfindest, dein ganzes Herz.“

Der Schüler war mit dieser Antwort etwas unzufrieden, weil er in ihr nichts von so großem Wert finden konnte, dass es als Geheimnis des Verfahrens hätte bezeichnet werden können. „Das alles weiß ich bereits…“

Rikyū antwortete, „Wenn du also eine Teezusammenkunft leiten kannst, ohne von einer der Regeln die ich nannte abzuweichen, dann will ich Dein Schüler werden!“